Hi, ich bin Sara und ich werde auf diesem Blog über meine Erfahrungen und Erlebnisse, meine Arbeit und mein Leben während meines elf-monatigen Freiwilligendienstes in der Dominikanischen Republik berichten.

Samstag, 10. Februar 2018

Meine Wanderung zum höchsten Berg der Karibik

Fast drei Monate verspätet komme ich jetzt endlich dazu, über meine Wanderung zum Pico Duarte, dem höchsten Berg der Karibik, zu schreiben.
Diese begann am 22.11.2017 mit einer langen Busanfahrt zum Basiscamp. Um 12 Uhr sollten wir uns im AFS-Büro treffen. Auf dem Weg dorthin machten Akira, Vanessa und ich noch einen Halt in der Agora Mall um dort in Ruhe zu Frühstücken. Gegen halb 12 waren wir dann im AFS-Büro, wo wir, typisch dominikanisch, bis ein Uhr nur herumsaßen und auf die Busse warteten, um eins dann die Rucksäcke in die Busse luden und dann in den Bussen nochmal eine Stunde auf die Abfahrt warteten.
Auf der Fahrt machten wir dann in Bonao halt, um die Freiwilligen und Schüler von dort einzusammeln, und trafen wenig später auch auf den Bus aus Santiago.
Gemeinsam erreichten wir dann auch das Basiscamp des Pico Duarte, welches auf etwa 1500 Metern Höhe liegt, wo uns erstmal eine Überraschung erwartete: Wir wurden von unserem Reiseführer in unser Nachtlager geführt. Ein überdachter Steinboden, der jedoch zu den Seiten offen war. Anfangs dachten wir noch, dass es ein Scherz sei, dass wir nur mit unseren Schlafsäcken auf dem Boden schlafen sollten, doch als die Reiseführer ihre Schlafsäcke ausbreiteten dämmerte uns, dass es wohl doch die Wahrheit war.
Wir sahen uns ein wenig um, dann gab es auch schon bald Essen: Fleisch vom Grill mit Brot und Salat.
Nach dem Essen gab es dann eine kurze Orientierung über den Trip und wir erhielten unsere T-Shirts.
Daraufhin wurde es auch schon bald gespenstisch ruhig im Lager und alle legten sich schlafen.
Geschlafen habe ich diese Nacht jedoch fast gar nicht, denn so bequem ist ein Steinboden nicht und auf 1500 Metern wird es auch in der Dominikanischen Republik nachts ungemütlich kalt.


So sah unser Lager dann aus


Am Donnerstag, den 23.11.17, wurden wir um 6:30 Uhr geweckt, um in aller Frühe, frierend unsere Sachen zu packen, zu frühstücken – Rührei, Toast mit Marmelade, Donuts und heiße Schokolade – und dann gegen 7:30 Uhr loszuwandern.
Wir bekamen unsere Lunchpakete in die Hand gedrückt und dann ging es auch direkt los.
Schon gleich am Anfang zerstreute sich die Gruppe sehr. Das war aber auch gut so, denn mit knapp 90 Leuten ist es schwer, ein gemeinsames Tempo zu finden. Jeder ging also sein eigenes Tempo und bald war es nicht mehr eine große, sondern viele kleine Gruppen. Zunächst war der Weg noch recht leicht, jedoch wurde es schnell steiler. Gegen Mittag, schon ziemlich fertig und überhaupt nicht mehr frierend, machten wir die erste größere Pause an einer Hütte. Es änderte sich bei mir ständig, mit wem ich gerade unterwegs war, da es immer wen gab, der dann mal langsamer oder schneller gegangen ist.
Den schwersten Teil für den Tag ging ich zwischen 12 und 14 Uhr, auch zu dieser Zeit mit wechselnder Begleitung. Der Weg war Steil und sehr schlammig, wer nicht aufgepasst hat, steckte schnell bis zum Knie im Schlamm. Dazu prallte die Sonne auf uns herunter, was das Ganze nicht gerade erleichtert hat.
Als wir dann gegen 15 Uhr „Agüita Fria“ –„kaltes Wässerchen“, einen Punkt, ab dem es nur noch bergab gehen sollte, erreichten, waren wir doch ziemlich erleichtert.
Nach kurzer Pause dort gingen wir dann weiter, jedoch ließ ich auf diesem Teil des Weges die anderen, mit denen ich unterwegs war, recht bald hinter mir und ging dann für ca. 2 Stunden den Rest des Weges alleine weiter. Da dieser Weg aber zum größten Teil recht flach und wunderschön war, habe ich das auch sehr genossen und auch viele Fotos gemacht. Gegen 5 Uhr erreichte ich dann „La Compartición“, unser Nachtlager von dem aus wir am nächsten Tag weiter wandern sollten.
Von dort ging ich dann mit einem der Schüler nochmal ein kleines Stück zurück, um mich in dem doch recht kalten Fluss ein bisschen zu waschen.
Zurück im Camp breitete ich meinen Schlafsack aus, dieses Mal auf einem Holzboden, der jedoch auch nicht weicher war, als der Steinboden die Nacht zuvor. Zum Abendessen gab es Sancocho, eine Suppe mit Yuka, Fleisch, Mais und Reis, danach legten wir uns alle erschöpft schlafen.
Auch diese Nacht schlief ich fast gar nicht, da mir die Beine bei jeder Bewegung extrem für bestimmt 10 Sekunden wehtaten und auf dem harten Holzboden muss man sich halt auch
etwas regelmäßiger mal umdrehen.


Die Wanderung geht los

Noch scheint alles harmlos. Die Umgebung ist wunderschön.

Auch hier dachte ich noch, dass es ja gar nicht so schlimm ist.

Als ich hier ankam, war ich schon eines besseren belehrt worden.

Ab hier war es dann wieder okay. Es ging fast nur bergab oder flach weiter.

Und das war dann wieder das Nachtlager.
Die Erlösung von meinem sinnlosen und schmerzhaften Herumwälzen kam am nächsten Tag, Freitag, um halb fünf Uhr morgens, als wir „geweckt“ wurden.
Gegen 5:30 Uhr begannen wir den Aufstieg zum Gipfel. Zu Beginn war der Weg sehr hart, was jedoch weniger am Weg, als an der Müdigkeit, der Dunkelheit und dem Muskelkater lag. Als die Sonne dann endlich aufging, wurde alles etwas leichter und ich habe den Weg zum Gipfel sogar genossen. Ich war zu dieser Zeit mit einigen Belgierinnen unterwegs, mit denen ich mich echt gut verstanden habe.
Gegen 8:40 erreichten wir den Gipfel. Es war majestätisch schön. Auf 3098 Metern Höhe befindet man sich nun mal nicht jeden Tag und wir hatten extrem Glück mit dem Wetter, da die Sicht dank des Sonnenscheins echt atemberaubend war.
Zurück im Camp bekamen wir dann Lunchpakete und nach kurzer Pause ging der Abstieg gleich wieder weiter.
Die nächste Nacht sollten wir nämlich im „Valle de Tetero“ verbringen. Bis dorthin war der Weg jedoch sehr weit und anstrengend. Bis zu einem Punkt, der sich „Al Cruce del Tetero“ nennt, und auf unserem Weg die einzige Kreuzung darstellt, gingen wir den gleichen Weg zurück wie am Vortag.
Die meiste Zeit verbrachte ich hier mit Akira und Vanessa, später stieß dann Melissa zu uns.
Nach dem anstrengenden Aufstieg zurück zu „Agüita Fria“, ließen Melissa und ich Akira und Vanessa dann ein wenig hinter uns und gingen etwas schneller weiter.
Erst gegen halb sechs erreichten wir besagte Kreuzung und dort erfuhren wir, dass es noch immer sechs Kilometer bis ins Tal sind.
Das war für uns ein mittlerer Schock, jedoch konnten wir beide nicht mehr besonders schnell weiter gehen und damit keine Zeit aufholen.
Von nun an kannten wir jedoch den Weg noch nicht, und da er sehr schön war konnten wir ihn, besonders bei Sonnenuntergang echt genießen. Etwas unruhig wurden wir dann, als es langsam dunkel wurde, und noch immer kein Ende in Sicht war.
Erst als es richtig dunkel war, hat Melissa jedoch die Taschenlampe ihres Handys angemacht, da ihr Handy nur noch 11% Akku hatte. Meine Taschenlampe hatte schon am Morgen den Geist aufgegeben, so dass wir auf Melissas Handy angewiesen waren.
Auf unserem Weg begegneten wir dann auch zwei Mal Leuten der Gruppenleitung mit einigen Mulis, jedoch sagten die uns nur, wir sollten weiter gehen, denn sie würden die, die noch weiter hinter uns waren, einsammeln.
Nachdem wir noch ein Stück weitergestolpert waren, trafen wir auf drei andere von unserer Gruppe, mit denen wir dann gemeinsam weiter gingen.
Als wir dann das nächste Mal auf eine Gruppe mit Mulis trafen, sagten wir, dass einer von denen uns jetzt mal bitte bis zum Camp begleiten sollte, da wir immer noch nicht angekommen waren. Das tat dann auch einer, so dass wir dann gegen 7:30 Uhr endlich erschöpft, völlig eingesaut und sauer, dass wir so lange alleine durchs Dunkle stolpern mussten, das Camp erreichten. Nachdem ich mich gewaschen und etwas gegessen hatte, legte ich mich ziemlich direkt schlafen. Trotz hartem Holzboden schlief ich diese Nacht erstaunlich gut und lange.

Sonnenaufgang

Auf dem Weg zur Spitze


Von hier aus sieht der Pico Duarte aus wie ein kleiner Hügel.

Und das war die Aussicht

Eine Statue von Juan Pablo Duarte markiert die Spitze

"Ich habs geschafft" (Opa ich hoffe du verstehst, warum ich das hier hin geschrieben habe!)

Meine WG und ich am Gipfelkreuz

Die Aussicht in die andere Richtung

Das Schild am Gipfel

Und jetzt geht es schon wieder runter

So sah der Weg dann ziemlich oft aus


Für Samstag war dann ein Tag Pause geplant. Ich schlief also bis ca. 8 Uhr, stand gegen 9 Uhr auf und ging als erstes mit einigen anderen Frühstücken. Es gab Brötchen mit Marmelade, Donuts, Saft und Knäckebrot.
Nachdem ich etwas meine Sachen sortiert hatte, ging ich mit einigen anderen mit dem Gruppenleiter gemeinsam an einen Ort am Fluss und er erzählte uns ein bisschen über den Ort und das Tal in dem wir waren. Dort am Fluss blieben wir dann auch noch eine Weile und genossen die Ruhe.
Etwas später gingen wir dann mit der ganzen Gruppe zu einem anderen Ort am Fluss, wo man baden und auch von einem Felsen ins Wasser springen konnte.
Das Wasser war ziemlich kalt, dennoch habe ich dann erst einmal die Gelegenheit genutzt, meine Haare zu waschen. Bei der recht starken Strömung war das jedoch nicht so ganz einfach und hat etwas gedauert.
Am späten Nachmittag wurde dann Fußball und Volleyball gespielt und mit unserer kleinen Freiwilligen- Gruppe spielte ich dann noch Karten.
Gemeinsam aßen Mareike und ich dann noch die Stracciatella- Zwiebäcke, die wir von Annika zum Abschied geschenkt bekommen hatten – an dieser Stelle nochmal ein dickes Dankeschön an dich Annika!

"Mhhhm"

Zum Abendessen gegen 8 Uhr gab es dann Spaghetti mit Tomatensoße und anschließend gab es einen gemeinsamen Abschlussabend am Lagerfeuer, da wir am nächsten Tag nach dem Abstieg nur noch gegessen haben und dann nach Hause gefahren sind.
Da wir eine sehr internationale Gruppe waren, sollte jede Ländergruppe ein Lied in der eigenen Sprache vortragen, und daraufhin dann ein bisschen was über das Land erzählen. Beim Liedersingen gab es zwei Runden und wir sangen zuerst „Das rote (Hotte-) Pferd“ und danach „Stoff und Schnaps“, was sehr lustig war, da die flämisch- sprachigen Belgier bei diesem Lied auf flämisch mit eingestiegen sind.
Somit hatten wir noch einen schönen und lustigen letzten Abend, bevor wir uns am nächsten Tag an den Abstieg machten.
Gegen acht Uhr ging es dann am nächsten Tag auch schon los. Bevor wir uns heute an den Abstieg machen konnten, mussten wir jedoch erst einmal wieder den ganzen Weg bis zur Kreuzung „Al Cruce del Tetero“ , den wir am Freitagabend im Dunkeln heruntergestolpert waren, wieder hinaufsteigen, da das Tal, in dem wir unseren freien Tag verbracht haben, ziemlich genau auf der gleichen Höhe liegt, wie das Basiscamp, zu dem wir zurück mussten.
Da ich den Weg aber schrecklich lang und steil in Erinnerung hatte, war ich angenehm überrascht, als wir schon nach etwa zwei Stunden die Kreuzung erreicht hatten. Von dort ging es dann fast nur noch bergab, jedoch teils sehr steil und durch die schlammigen Wege, die wir am Donnerstag hinauflaufen mussten.
Den größten Teil dieser Strecke ging ich dann alleine, weil ich mir sehr viel von der Schwerkraft helfen ließ und somit oft schneller war, als die anderen, mit denen ich unterwegs war.
Erst als der Weg fast nur noch flach weiterging traf ich auf Franzi, eine andere deutsche Freiwillige, und ging gemeinsam mit ihr den Rest des Weges bis zum Basiscamp. Trotz der interessanten Gespräche zog sich dieses Stück für mich noch ganz schön hin.
Im Camp angekommen ging ich nach kurzer Pause mit zwei anderen Freiwilligen Schuhe waschen und im Fluss baden, dann gab es auch schon bald Mittagessen: Hähnchen mit Pommes und Salat. Und das alles mit der Hand, da mein Besteck im Rucksack vergraben war und wir schon seit dem Vortag kein Plastikbesteck mehr hatten.
Nach dem Essen ging es dann auch gleich nach Hause, wir mussten schließlich alle noch bis zu unseren Unterkünften kommen. Gegen acht Uhr waren wir dann zurück im Dorf.




Die Qual ist vorbei. Wir haben es geschafft. 

Fazit: Die Wanderung war unglaublich schön und der Ausblick oben vom Pico Duarte war echt traumhaft. Allerdings war die Wanderung auch verdammt anstrengend und hat mich manchmal echt an meine Grenzen getrieben.
Ich werde die Wanderung selbst vermutlich kein zweites Mal machen, jedoch würde ich jedem, der die Gelegenheit dazu bekommt, sofort raten diese Wanderung mitzumachen, da es sich echt gelohnt hat. Für mich ist es jedoch ziemlich sicher eine einmalige Erfahrung!

Unter diesem Link könnt Ihr euch noch ein Video der Wanderung anschauen, welches einer der italienischen Austauschschüler erstellt hat!

Video Wanderung Pico Duarte

Da es lange her ist, seit ich das letzte Mal etwas hochgeladen habe, gibt es heute gleich zwei Einträge. Der nächste berichtet dann über meine Erlebnisse im Dezember.

Bis bald!

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